Praxisanleitung: Schnelle Traumauntersuchung durchführen

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Praxisanleitung: Schnelle Traumauntersuchung durchführen

 

Abbildung: Piktogramm - Schnelle Traumauntersuchung

Ziel der schnellen Traumauntersuchung ist es, durch eine systematische, strukturierte, unterbrechungslose Untersuchung des Patienten lebensbedrohliche Verletzungen zu erkennen, geeignete Maßnahmen abzuleiten und logistische Entscheidungen zu treffen, um die Lebensgefahr abzuwenden.

Indikation

Material

-

Durchführung

Im folgenden sind die zu untersuchenden Körperregionen in der Reihenfolge der Betrachtung gelistet:

Anmerkungen

Alle Maßnahmen am nicht bewusstlosen Patienten werden vorher erklärt und bedürfen der Zustimmung (Einwilligung) des Patienten. [1]

Es werden möglichst alle Regionen des Körpers von Kopf bis Fuß auf Anzeichen traumatischer Einwirkungen untersucht, wobei besonderes Augenmerk auf Schmerz und schmerzbedingte Reaktionen, abnorme Knochenstellung oder Knochenbeweglichkeit, Blutungen oder Wunden und sonstige auffällige Befunde gelegt wird.

Es wird vorsichtig abgetastet und dabei auf Schmerzangaben geachtet. Nur bei Beschwerdefreiheit kann der Druck etwas erhöht werden.

Gibt der Patient bereits bei der Ankündigung vor dem Abtasten einer Körperregion dort Schmerzen an, unterbleibt die manuelle Untersuchung. Die entsprechende Körperregion gilt als verletzt. Jegliche Bewegung kann die Situation verschlimmern.

Bei einem entsprechenden Verdachtsmoment oder Befund (zum Beispiele Schmerzangabe) muss die unbedeckte Haut Inspiziert werden ('keine Diagnose durch die Hose'). Dadurch kann sich der Zeitbedarf für die 'Schnelle Traumauntersuchung' geringfügig verlängern. [2]

Abbildung: Schnelle Traumauntersuchung

Bei einseitigen Verletzungsmustern wird zuerst die gesunde Seite untersucht und danach die kranke, um den Patienten vorzubereiten. [3]

Die schnelle Traumauntersuchung ist nach maximal zwei Minuten abgeschlossen.

Der Patient Agent teilt erkannte Verletzungen allen Helfern mit und delegiert notwendige Maßnahmen.

Kopf

Die Suche nach Frakturen beginnt am Schädeldach. Der Kopf muss vorsichtig umfasst werden, um auch das Hinterhaupt zu beurteilen. Die anschließende Kontrolle der Hände des Helfers auf Blut ermöglicht Rückschluss auf eine Blutung, die eventuell durch die Haare des Patienten maskiert ist.

Während der Untersuchung von Kopf und Hals ist darauf zu achten, das die Halswirbelsäule immer in einer stabilen, anatomisch neutralen Position befindet.

Der Verdacht einer Schädelbasisfraktur (Monokel- oder Brillenhämatom, blutiger / klarer Ausfluss aus Nase und Ohr) ist eine absolute Kontraindikation für die nasale Absaugung.

Thorax

Die Suche nach Frakturen beginnt an den Schlüsselbeinen. Anschließend wird der Thorax vorsichtig seitlich komprimiert. Danach erfolgt das Abtasten des Brustbeins.

Becken

Deutet bereits der Verletzungsmechanismus oder das Abtasten in einer Ebene auf eine Beckenverletzung hin, wird das Abtasten nach Frakturen unterlassen.

Extremitäten

Da Verletzungen von Unterschenkeln und Füßen oder der oberen Extremitäten selten lebensbedrohlich sind, genügt bei einer durch vorhergehende Untersuchungen bereits festgestellten lebensbedrohliche Verletzung hier eine kurze Inspektion auf Verletzungszeichen wie offensichtliche Wunden, Fehlstellungen und Schwellungen.

Rücken

Um den Rücken des Patienten zu untersuchen, wird der Patient achsengerecht unter manueller Stabilisierung der Halswirbelsäule auf die Seite gedreht.

Die beste Möglichkeit den Rücken des Patienten zu untersuchen besteht während der Lagerung auf der Schaufeltrage oder Spineboard.

 

Mehr Informationen zur Untersuchung eines Traumapatienten finden sie in der Praxisanleitung Notfallpatienten beurteilen - Untersuchung Traumapatient.

Literatur

[1]

Deutsches Rotes Kreuz (Hg.): DRK Leitfaden Sanitätsdienstausbildung (2009): 5. Aufl.Berlin: 2018, Praxisanleitungen 'P01: Eintreffen am Einsatz- bzw. Notfallort - Patientencheck verunfalle Person', Seite 4.

[2]

Deutsches Rotes Kreuz (Hg.): DRK Leitfaden Sanitätsdienstausbildung (2023): Berlin: 2023, Praxisanleitungen 'P 1-4: Trauma-Check - Grundsätze', Seite 1.

[3]

Deutsches Rotes Kreuz (Hg.): DRK Leitfaden Sanitätsdienstausbildung (2009): 5. Aufl.Berlin: 2018, Praxisanleitungen 'P01: Eintreffen am Einsatz- bzw. Notfallort - Patientencheck verunfalle Person', Seite 8.

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Deutsches Rotes Kreuz (Hg.): DRK Leitfaden Sanitätsdienstausbildung (2023): Berlin: 2023, Praxisanleitungen 'P E-1: Ganzkörperuntersuchung'.

Arbeitstechnik in Bildern

Abbildung: Schnelle Traumauntersuchung durchführen - Schritt 1

Kopf

  • auf Wunden, äußere Blutungen und Zeichen einer inneren Blutung inspizieren

  • Nase und Ohr auf blutigen / klaren Ausfluss kontrollieren

  • Augen auf Monokel- oder Brillenhämatom kontrollieren

  • auf Deformitäten (eingedrückte, offene Schädelfraktur) inspizieren

  • vorsichtig nach Frakturen (Druckschmerz) abtasten

Abbildung: Schnelle Traumauntersuchung durchführen - Schritt 2

Hals

  • auf Wunden, äußere Blutungen und Zeichen einer inneren Blutung inspizieren

  • auf gestaute Halsvenen kontrollieren

  • nach Frakturen (Druckschmerz, Stufenbildung) und Verspannungen abtasten

Abbildung: Schnelle Traumauntersuchung durchführen - Schritt 3

Thorax

  • auf Wunden und Blutungen (Penetration, Prellmarken, Abschürfungen) inspizieren

  • Atembewegungen auf Abnormalität (paradoxe Atmung, inverse Atmung, thorakale Einziehung, Schonhaltung) kontrollieren

  • auf Prellmarken inspizieren

  • beide Seiten nach Frakturen (Druckschmerz, Instabilität) abtasten

  • nach subkutane Emphyseme suchen

Abbildung: Schnelle Traumauntersuchung durchführen - Schritt 4

Abdomen

  • auf Wunden und Blutungen (Penetration, Prellmarken, Abschürfungen) inspizieren

  • auf abnormale Ausdehnung kontrollieren

  • alle vier Quadranten abtasten (Abwehrspannung, harter Bauch, Druckschmerz)

Abbildung: Schnelle Traumauntersuchung durchführen - Schritt 5

Becken

  • auf Wunden, äußere Blutungen und Zeichen einer inneren Blutung inspizieren

  • auf Deformitäten inspizieren

  • in zwei Ebenen nach Frakturen (Druckschmerz, Instabilität) abtasten

Abbildung: Schnelle Traumauntersuchung durchführen - Schritt 6

untere Extremitäten

  • auf Wunden, äußere Blutungen und Zeichen einer inneren Blutung inspizieren

  • auf Durchblutungsstörungen (Hautfarbe) inspizieren

  • nach Frakturen (Druckschmerz, Deformitäten, abnorme Beweglichkeit, Schwellung) abtasten

  • Beweglichkeit und Sensibilität der Zehen prüfen

Abbildung: Schnelle Traumauntersuchung durchführen - Schritt 7

obere Extremitäten

  • auf Wunden, äußere Blutungen und Zeichen einer inneren Blutung inspizieren

  • auf Durchblutungsstörungen (Hautfarbe) inspizieren

  • nach Frakturen (Druckschmerz, Deformitäten, pathologische Beweglichkeit, Schwellung) abtasten

  • Beweglichkeit und Sensibilität der Finger prüfen

Abbildung: Schnelle Traumauntersuchung durchführen - Schritt 8

Rücken

  • auf Wunden, äußere Blutungen und Zeichen einer inneren Blutung inspizieren

  • nach Frakturen (Druckschmerz, Stufenbildung) und Verspannungen abtasten

Diese Seite wurde am 2024-03-30 19:14 erstellt.

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