Praxisanleitung: Blutdruckmessung bewerten

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Praxisanleitung: Blutdruckmessung bewerten

 

Indikation

Material

-

Durchführung

Anmerkungen

Blutdruckschwankungen zwischen beiden Armen von bis zu 10 mmHg sind normal. Bei fragwürdigen Blutdruckwerten Messung am anderen Arm wiederholen.

Wertebereiche

Beim Erwachsenen in Ruhe schlägt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) folgende Differenzierung vor:

Bewertung

systolisch

diastolisch

in mmHg

in mmHg

optimaler Blutdruck

< 120

< 80

normaler Blutdruck

< 130

< 85

hoch-normaler Blutdruck

130 - 139

85 - 89

milde Hypertonie

140 - 159

90 - 99

mittlere Hypertonie

160 - 169

100 - 109

schwere Hypertonie

> 180

> 110

 

Die Normalwerte des Blutdruckes bei Ruhe sind vom Alter des Patienten abhängig.

Alter

systolisch

diastolisch

in mmHg

in mmHg

Neugeborenes

65 - 75

45

Säugling

65 - 80

50

Vorschulkind

80 - 100

60

Schulkind

100 - 115

70

Jugendlicher

100 - 130

70 - 75

Erwachsener

120 - 140

75 - 80

spezielle Krankheitsbilder

Schädel-Hirn-Trauma

Schädel-Hirn-Traumata verursachen keinen Blutdruckabfall, bis das Gehirn in Richtung Großem Hinterhauptloch drängt.

Deshalb muss berücksichtigt werden, dass der Patient mit Schädel-Hirn-Trauma und Blutdruckabfall einen Blutverlust durch andere Verletzungen und nicht durch die Hirnverletzung erlitten hat.

Schock

Der Blutdruck ist eines der am wenigsten sensitiven Zeichen des Schocks. Der Blutdruck fällt erst, wenn der Patient schon durch einen tatsächlichen oder relativen Flüssigkeitsverlust hochgradig hypovolämisch ist.

Bei einem Blutverlust zeigt ein Blutdruckabfall an, das der Patient die Hypovolämie und Hyperperfusion nicht mehr länger kompensieren kann.

Eine geringe Differenz zwischen systolischem und diastolischem Blutdruck ist dagegen ein frühes Schockzeichen.

Verbrennung

Die bei einer großflächigen Verbrennung ermittelten Blutdruckwerte müssen mit Vorsicht interpretiert werden, da sie durch die Ödembildung an den Extremitäten nicht immer den systemischen Blutdruck widerspiegeln.

Auch bei adäquaten Blutdruckwerten kann die Durchblutung der Extremität durch eine zirkuläre Verbrennung eingeschränkt sein.

Blutdruckmessen im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit

Der DRK-Bundesarzt Prof. Dr. SEFRIN stellt zum Blutdruckmessen im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit fest: [1]

Das Blutdruckmessen gehört im Sanitätsdienst zu den Aufgaben der Helfer im DRK. Voraussetzung ist nach der Medizin-Produkte-Betreiberverordnung (§ 2 Abs. 2 MPBetreibV), dass der Anwender sich vor dem Gebrauch von der Funktionsfähigkeit und dem ordnungsgemäßen Zustand der Geräte überzeugt hat und die Gebrauchsanweisung beachtet. Der gemessene Wert ist dem jeweiligen Arzt mitzuteilen.

Solange es bei einer bloßen Messung des Blutdrucks und der Bekanntgabe bleibt, bestehen keinerlei rechtliche Bedenken. Sofern ohne Anwesenheit eines Arztes eine hierüber hinausgehende Bewertung der gemessenen Ergebnisse erfolgt, ist dies zu unterlassen. Bei einer Kommentierung wäre dies eine verbotene Ausübung der Heilkunde (gem. § 1 Abs. 2 HeilprG). Dies gilt auch, wenn der Wert 'unauffällig' ist. Der 'unauffällige Wert' ist medizinisch immer mit dem Habitus des Patienten in Zusammenhang zu bringen, so dass dieser bei bestimmten Voraussetzungen im Einzelfall auch einen krankhaften Wert haben kann.

Anders ist die Situation, wenn vor Ort ein DRK-Arzt anwesend ist, der nach einer erfolgten Blutdruckmessung eine Bewertung des gemessenen Wertes vornehmen kann. Jegliche weitergehende Bewertung unterliegt als Diagnose dem Arztvorbehalt.

Bei einer Blutdruckmessung im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit (ohne Beisein eines Arztes) kann nur die technische Leistung der Messung erfolgen, ohne eine Bewertung gegenüber dem Betroffenen, immer mit dem Hinweis, dass eine weitergehende Bewertung und ärztliche Kontrolle sinnvoll ist.

 

Mehr Informationen zur Ermittlung des Blutdruckes finden sie in der Praxisanleitung Blutdruck ermitteln.

Literatur

[1]

DRK Bundesarzt - 01-2016, Rundschreiben vom 2016-06-09: Blutdruckmessen im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit.

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