Praxisanleitung: Sauerstoff anbieten
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Unter normalen Bedingungen reicht der Anteil an Sauerstoff in der Raumluft (21 %) aus, um alle physiologischen Vorgänge aufrechtzuerhalten. Durch das Anbieten von zusätzlichem Sauerstoff wird die Sauerstoffversorgung des Patienten verbessert, indem der Sauerstoffanteil der Einatemluft erhöht wird.
Abbildung: Piktogramm Sauerstoff anbieten
Indikation
Atemstörungen
routinemäßig bei jedem Notfallpatienten
Material
Sauerstoffflasche
Druckminderer
Sauerstoffapplikationshilfe
gegebenenfalls Verlängerungsschlauch
Durchführung
Die folgenden Durchführungsvorschläge beschreiben die Technik mit unterschiedlichen Sauerstoffapplikationshilfen:
Tracheostoma
Anmerkungen
Das Anbieten von Sauerstoff setzt eine ausreichende Eigenatmung des Patienten voraus. Atemfrequenz und Atemtiefe müssen daher sorgfältig beobachtet werden.
Bei der Sauerstoffgabe ist darauf zu achten, das der Patient eine atemerleichternde Lagerung einnimmt: halbsitzend, Oberkörper aufrichten, beengende Kleidung (zum Beispiel Krawatte) öffnen.
Für die mit einem Pulsoximeter gemessene Sauerstoffsättigung gilt bei Patienten nach erfolgreicher Reanimation oder akutem Koronarsyndrom ein Zielwert von 94 % bis 98 %.
Alle Sauerstoffapplikationshilfen sind Einmalartikel und sind nach dem Gebrauch am Patienten fachgerecht zu entsorgen.
Sauerstoffabgabemenge (Flussrate)
Im Regelfall werden im Sanitätsdienst dem Patienten 6 l/min über eine Sauerstoffapplikationshilfe angeboten. Notfallpatienten erhalten in jedem Fall Sauerstoff mit der Notfallart angemessener Flussrate.
Bei einer Reanimation wird so schnell wie möglich mit maximaler Flussrate (ca. 15 l/min) beatmet. Bei Verwendung eines zusätzlichen Reservoir-Beutels oder Demand-Ventil kann die Sauerstoffkonzentration der Einatemluft zusätzlich erhöht werden.
Bei fehlender ärztlicher Anweisung gelten für die unterschiedlichen Sauerstoffapplikationshilfen folgende Richtwerte bei Sauerstoffgabe durch einen Sanitäter:
Sauerstoffnasensonde: 2 l/min
Sauerstoffbrille: 2 l/min bis 6 l/min
Sauerstoffmaske: > 6 l/min, bei Reanimation 15 l/min (maximaler Flow)
Nach Ankunft eines Arztes ist dieser über die Sauerstoffgabe zu informieren und die Flussrate gegebenenfalls auf Anordnung zu korrigieren.
Mit einfachen Formeln kann der Sauerstoffflascheninhalt und Sauerstoffvorrat berechnet werden.
Sicherheitshinweise
Von Sauerstoffflaschen gehen erhebliche Gefahren aus. Zum einen führen Beschädigungen der Flaschen bzw. Ventile zu einem ungehinderten Druckausgleich und damit zu gewaltigen physikalischen Kräften, bei Explosionen wurden Flaschen zum Teil hunderte Meter weit geschossen. Zum anderen beschleunigt Sauerstoff eine Brandentwicklung massiv. So können bereits elektrische Entladungen (zum Beispiel Funken bei der Defibrillation) bei erhöhtem Sauerstoffanteil ein Feuer auslösen. Daher sind folgende Sicherheitsregeln zu beachten. [1]
Ventil der Sauerstoffflasche stets langsam öffnen – maximal eine Umdrehung. Immer erst Ventil der Sauerstoffflasche und danach Mengenregler öffnen um Beschädigung des Druckminderers zu verhindern.
Nach Beendigung der Sauerstoffgabe ist das Ventil der Sauerstoffflasche zu schließen und das Sauerstoffsystem zu entlüften bis beide Druckanzeigen (Manometer) des Druckminderers Null anzeigen.
Um der erhöhten Brandgefahr in einer mit Sauerstoff angereicherten Atmosphäre durch vom Patienten nicht verstoffwechselten Sauerstoffes entgegen zu wirken muss darauf geachtet werden, dass kein überschüssiger Sauerstoff die Konzentration der Umgebung unnötig erhöht. Nach Beendigung der Sauerstoffgabe sind deshalb Anwendungsbereich (Fahrzeug) und Kleidung ausreichend zu lüften.
Sauerstoffflasche vor starker Erwärmung (z.B. Sonneneinstrahlung) schützen. Beim Umgang mit Sauerstoff sind Rauchen und offenes Feuer strengstens verboten. Anschlüsse und alle sauerstoffleitenden Teile sind frei von Öl und Fett halten (Vorsicht bei Fettrückständen durch Handcremes und Sonnenmilch) - Explosionsgefahr.
Sauerstoffflaschen trocken, bei normaler Raumtemperatur, liegend oder stehend mit geschütztem Ventilbereich lagern.
Beim Transport von Sauerstoffflaschen vorhandene Haltevorrichtungen verwenden und auf Schutz des Ventilbereiches achten.
Sauerstoffflaschen gegen äußere Einwirkungen schützen, nicht anschlagen oder werfen.
Reinigung des Sauerstoffsystems nur mit sauberem trockenen oder mit sauberem Wasser befeuchteten Tuch.
Immer einen Restdruck (mindestens 10 bar) in der Flasche lassen. Bei Bedarf ist die Sauerstoffflasche zu tauschen.
Literatur
[1] | Hündorf, Hans P. / Lipp, Roland / Lipp, Steffen / Veith, Johannes (Hg.): LPN-San: 4. Aufl.Edewecht / Wien: 2018, 4.2.1 Sauerstoffgabe, Seite 117. |
Aa | Deutsches Rotes Kreuz (Hg.): Leitfaden Sanitätsausbildung (2009): 5. Aufl.Berlin: 2018, Praxisanleitungen 'P06: Sauerstoffgabe'. |
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